Tim Hermes war der erste Essener Spieler, der nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Kray in die Katakomben stürmte und seiner Wut freien Lauf ließ. Eine Wasserflasche knallte gegen die Tür, dann trat er einen Pöller um, der die Mixed Zone vom Spielbereich abtrennt. Die Spieler von RWE waren wütend. Sowohl über die eigene Leistung als auch darüber, wie sie nach Spielschluss von den Fans behandelt wurden. Nicht nur unschöne Worte fielen, auch Gegenstände flogen in Richtung der Mannschaft. „Das war irgendwo auch ein Rückfall in alte Zeiten“, sagte Benjamin Baier nachher.
Während das Bewerfen der Spieler gar nicht geht, sind Unmutsbekundungen nur zu verständlich. RWE verlor zum dritten Mal im neuen Jahr mit 0:1 – anders als in den anderen beiden Partien hieß der Gegner aber nicht Oberhausen oder Aachen, sondern eben Kray. Der kleine Nachbar, der mit deutlich kleineren Mitteln gegen den Abstieg kämpft, hat den Aufstiegskandidaten von der Hafenstraße erneut düpiert. Trainer Marc Fascher beschwor nach dem Spiel schon höhere Mächte: „Auf uns liegt seit dem 23. Dezember ein Fluch. Diesen ganzen Mist mit einer Doping-Sperre habe ich schon in Emden erlebt. Danach ging fünf Spiele lang nichts mehr“, erinnert sich der 46-Jährige, der meint, nach dem Fall Cebio Soukou aktuell Ähnliches zu erleben.
Akman bewirbt sich bei der Sportschau
Es ist bezeichnend für die aktuelle Lage von Rot-Weiss, dass trotz klarer Überlegenheit kein einziges Tor gelingen wollte und Marwin Studtrucker in letzter Sekunde sogar aus einem Meter das Tor nicht traf, während auf der anderen Seite Ömer Akman einen Distanzschuss aus über 20 Metern perfekt unter die Latte schweißte und sich damit gleich als Kandidat für das Tor des Monats in Erinnerung rief.
Alles auf einen Fluch zu schieben, würde der Sache allerdings nicht gerecht. Es bleibt festzuhalten: ein Kader von solcher Qualität, wie sie RWE besitzt, muss in der Lage sein, den FC Kray zu schlagen, beziehungsweise wenigstens ein Tor in 90 Minuten zu erzielen. Dass der haushohe Favorit die Krayer per Vertragsklausel daran hinderte, die Ex-Spieler Benjamin Wingerter und Samuel Limbasan einzusetzen und trotzdem verlor, wirkt im Nachhinein unfreiwillig komisch.
Von ganz oben hat sich Rot-Weiss Essen am Freitagabend wohl endgültig verabschiedet. Und ein erneutes Gespräch mit den Fans scheint Not zu tun. Für Beruhigung zu sorgen, wird in der aktuellen Lage aber deutlich schwieriger, als noch in der Hinrunde...